BIVA-WATT: Untersuchung der lokalen und räumlichen Rauheitswirkung von Austernriffen und Miesmuschelbänken

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BIVA-WATT

BIVA-WATT: Untersuchung der lokalen und räumlichen Rauheitswirkung von Austernriffen und Miesmuschelbänken

01.09.2019 bis 31.08.2022

Prof. Dr. Nils Goseberg

TU Braunschweig, Leichtweiß-Institut für Wasserbau (Abteilung für Hydromechanik, Küsteningenieurwesen und Seebau)
Beethovenstr. 51a
38106 Braunschweig

Universität Hannover, Ludwig-Franzius-Institut für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Senckenberg am Meer (Abt. Meeresforschung)

smile Consult GmbH Hannover

Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit (MARE:N)

Küsteningenieurwesen

Die Pazifische Auster (Crassostrea gigas) hat, als durch die Aquakultur eingeschleppte invasive Art, seit Anfang der 2000er Jahre den größten Teil der vormals existierenden niedersächsischen Miesmuschelbänke verdrängt. Die neuen Austernriffe sind, anders als die ehemaligen Miesmuschelbänke, extrem widerstandsfähig gegen mechanische Belastungen und bilden riffartige Strukturen, die sich im Mittel um bis zu 5% jährlich in der Fläche erweitern. Als Folge der fortschreitenden Riffbildung ist von signifikanten hydrodynamischen Änderungen im Wattenmeer auszugehen, die sich auch auf die Morphodynamik der Watten auswirken und bislang in der Forschung weitgehend unberücksichtigt blieben. Neben den tiefgreifenden ökologischen Auswirkungen der Einschleppung der Pazifischen Auster, sind durch die neuen Riffstrukturen auch starke Einflüsse auf  die räumliche Verteilung der Sedimentation, die langfristige Höhenentwicklung der Watten und die vertikale Sedimentdiversität zu erwarten, welche wiederum unmittelbar auf die Nutzung der Schifffahrtsstraßen und auf regionale Küstenschutzmaßnahmen wirken.

Im Zentrum der Experimente und der Freilanduntersuchungen des Verbundprojektes stehen daher die Quantifizierung der hydrodynamischen und morphologischen Auswirkungen der Pazifischen Auster im Vergleich zu heimischen Miesmuschelpopulationen im Ökosystem Wattenmeer.

Für die geplanten Untersuchungen sollen erstmals mit Hilfe von 3-Druck- und Frästechniken großflächige Oberflächenstrukturen zur experimentellen Analyse im Wellenkanal erzeugt werden. Diese künstlichen Strukturen mit nahezu naturidentischen Oberflächen können, anders als aus der Natur entnommene natürliche Riffe, für verschiedene räumlich und zeitlich getrennte Experimente genutzt werden und stellen eine wichtige Erweiterung des methodischen Rahmens für hydrodynamische Untersuchungen dar.

Mit den Ergebnissen zur Hydrodynamik der Riffstrukturen und der Weiterentwicklung der entsprechenden Modellsysteme werden Planer und Behörden in die Lage versetzt, die Einflüsse beider Arten auf den Naturraum zu beurteilen sowie Maßnahmen im Habitat- und Küstenschutz vor dem Hintergrund der Auswirkungen des Klimawandels im Küstenbereich effektiv zu gestalten.